Der Waldmeister ruft

Feuchte Buchenwälder, Vogelstimmen mit einem Hall wie in einer Kathedrale, schattiger Boden. Hier ist eine kleine unscheinbare Pflanzen mit sternenförmigen Blättern zu Hause, die sich Meister nennt, – mehr noch: Meister des Waldes. Wer ist nur auf diesen Namen gekommen?

In frischem Zustand muss man das Aroma tief einsaugen, um eine Idee von „Waldmeister“ zu haben. Kopfüber zu kleinen Bündeln über Nacht aufgehängt und am nächsten Tag angewelkt ist das schon was anderes. Die Bündelchen verströmen einen intensiven Geruch, der von dem in ihnen enthaltenen Cumarin stammt, – derselbe aromatische Stoff, der auch die Tonkabohne so verführerisch macht. Cumarin ist nicht unbedenklich, denn in größeren Mengen genossen kann es Kopfschmerzen verursachen und zu Leberschäden führen. Aus diesem Grund gibt es bei uns seit den 70iger Jahren kein mit echtem Waldmeister hergestelltes Produkt mehr zu kaufen. Alles, wo Waldmeister draufsteht, ist mit künstlichen Aromastoffen hergestellt. Aber große Mengen davon zu sich zu nehmen ist absurd und in geringen Dosen wirkt Cumarin, wie das ja so oft der Fall ist, im Gegenteil positiv und lindert Kopfschmerzen. Das Aroma ist so viel tiefer und zarter als das Künstliche und wohl für einige gar nicht mehr sofort als Waldmeister zu erkennen. Ein Grund mehr, dem auch als Maikraut bekannten Pflänzlein wieder eine festen Platz in der Küche einzuräumen.

Waldmeister trocknet

Die Waldmeistersaison ist kurz. Ich habe Glück und bekomme den „Meister“ bei uns schon Ende April auf dem Wochenmarkt. Ist es das schöne Frühlingswetter oder das Kraut selbst, aber ich bekomme es mit einem strahlenden Gärtnergesicht überreicht.

Waldmeistersirup

Waldmeisterlimonade

Waldmeistersirup ist sehr einfach herzustellen und dient als Grundlage für unendlich viele Küchenkreationen. Limonade aus Sirup, der mit Mineralwasser aufgegossen wird, Dessertideen und sogar Hühnchengerichte.

ZUTATEN:

1 Bündel Waldmeister

2 – 3 Scheiben unbehandelte Zitrone

600 g Rohrohrzucker

(weißer Zucker oder anderer Zucker geht natürlich ebenso)

1 l Wasser

ZUBEREITUNG:

Das Waldmeisterbündel in vier kleinere Bündelchen teilen und locker mit dem Kopf nach unten über Nacht aufhängen. Am nächsten Tag sollte das Kraut angewelkt sein und einen intensiven Geruch verströmen.

Den Zucker mit dem Wasser aufkochen, bis die Flüssigkeit klar ist. Abkühlen lassen und in ein vorher mit heißem Wasser sterilisiertes Gefäss geben. Den Waldmeister hineinhängen, so dass die Stengel oben noch rausgucken. Die Zitronenscheiben dazulegen und 24 Stunden stehen lassen. Den Sirup durch ein Sieb gießen und in Flaschen abfüllen. Die Haltbarkeit hängt davon ab, wie sauber die Gefässe waren und auch von der Menge der Zitronen. Ich habe hier den Zitronenanteil sehr gering gehalten, weil der Geschmack sonst das Waldmeisteraroma zu stark überlagert. Der Sirup sollte kühl und dunkel gelagert werden.

Für eine Limonade einfach den Sirup in einem Glas mit Mineralwasser auffüllen. Auch Tee schmeckt sehr gut mit einem Waldmeisterkick. Oder ihr verwendet ihn in herzhaften Gerichten wie dem Huhn mit Kokosmilch.

Übrigens: Das intensive Grün, das man sonst von gekauften „Waldmeisterprodukten“ kennt, ist ganz und gar künstlich und mit echtem Waldmeister nicht zu bekommen.

Waldmeisterlimonade
Von |2020-01-31T18:37:12+01:00Montag, Mai 1, 2017|Frühling, Getränke, Grundrezepte, Süßes|2 Kommentare

Apfelkuchen

Rührteig ist das Einfachste von der Welt. Wenn man einmal weiß, wie es geht, braucht man nie wieder ein Rezept dafür.

Er heißt auch Eischwer-Teig, weil das Gewicht der Zutaten sich nach dem Gewicht der Eier richtet. Die Zutaten werden dann in der Reihenfolge Eier + Zucker + Butter + Mehl miteinander verrührt. Am Anfang wird noch fleißig schaumig geschlagen, aber das Mehl am Ende wird nur noch schlampig untergerührt.

Mit dieser Grundlage eröffnen sich unendlich viele Möglichkeiten von Variationen. Ersetze Mehl durch Speisestärke und der Kuchen wird fein und schmelzend, der berühmte Sandkuchen. Nimm einen Teil des Teiges ab und rühre Kakao unter. Mit einer Gabel und Spiralbewegungen wird zusammen mit dem hellen Teig der klassischen Marmorkuchen daraus.

In diesem Rezept spielen Äpfel mit, aber es können auch Birnen, Kirschen, Nüsse, Mohn oder all die anderen schönen Zutaten sein, die so im Kopf oder in der Küche herumspuken. Ich habe für den Marmorkuchen im Laufe der Zeit immer mehr Kakao genommen, bis der dunkle Teil fast schwarz war. Rührteig ist wie ein guter Freund, der einem nichts wirklich übel nimmt. Und wenn er doch mal ein bisschen sitzen bleibt und klitschig wird gibt es zumindest in meiner Familie immer jemanden, der gerade deswegen alles stehen und liegen lässt.

Apfelkuchen

Apfelkuchenstuecke-mit-Tortenheber

ZUTATEN RÜHRTEIG:

Eier, Anzahl abhängig von der Größe des Kuchens

Zucker, Butter, Mehl jeweils so viel Gramm, wie die Eier wiegen

1-2 TL Backpulver

1 – 2 TL Vanillezucker

1 Prise Salz

etwas Butter und Mehl für die Form

ZUTATEN FÜR DEN APFELBELAG:

1 – 2 kg Äpfel

etwas Zitronensaft

etwas Butter für die Butterflöckchen

2 – 4 EL Zucker

1 EL Zimt

ZUBEREITUNG:

Äpfel schälen, vierteln, das Gehäuse entfernen und in Scheiben schneiden Mit Zitronensaft beträufeln, damit sie nicht braun werden.

Backofen auf 180° C vorheizen.

Backform mit Butter einstreichen und mit Mehl bestäuben.

Je nachdem, wie groß der Kuchen werden soll, eine bestimmte Menge Eier abwiegen. Für diesen Apfelkuchen habe ich drei Eier genommen in Größe M. Die hatten zusammen mit Schale ein Gewicht von 193 g.

Dasselbe Gewicht an Zucker, Butter und Mehl abwiegen. Das Backpulver unter das Mehl mischen.

Die Butter bei kleiner Hitze schmelzen.

Eier, Zucker und Vanillezucker schaumig schlagen. Das sollte sogfältig und ausdauernd geschehen. Die Prise Salz dazutun.

Geschmolzene und abgekühlte Butter hinzufügen und kurz weiter schlagen.

Das mit dem Backpulver vermischte Mehl zur Eier-Zuckermasse geben und sehr kurz bei niedrigster Stufe einrühren. Es macht nichts, wenn noch kleine Mehlnester da sind. Hauptsache, der Teig wird jetzt nicht mehr lange geschlagen.

In die vorbereitete Form füllen.

Die Apfelscheibchen auf dem Teig verteilen. Ich habe so viel wie möglich in den Teig gesteckt, damit es schön üppig wird.

Mit Zimt und Zucker bestreuen und Butterflöckchen darauf verteilen.

In die mittlere Schiene schieben und ca. 60 Minuten backen. Stäbchenprobe machen, denn die Backzeit hängt von der Größe des Kuchens ab und in diesem Fall auch von der Saftigkeit der Äpfel.

Der Kuchen schmeckt auch warm sehr gut.

Eier-auf-Waage
Zucker-auf-Waage
Butter-auf-Waage
Mehl-auf-Waage
Apfelkuche-ungebacken
Apfelkuchen-gebacken
Von |2020-02-03T12:50:36+01:00Dienstag, Februar 14, 2017|Süßes, Vegetarisch|0 Kommentare

Der Geist von Canterville zu Gast

Buchweizen-Feigen-Tarte

Manchmal finden sich die Zutaten für ein Rezept zuerst in der Vorstellung ein. Sie tummeln sich dort wie Schauspieler, die ein Stück proben wollen, schwätzen aufgeregt durcheinander, probieren Kostüme an. Sie sind in Bewegung, prüfen, ob sie zusammen passen und sich ergänzen. Vielleicht spüren sie das Fehlen eines Kontrastes. Das Stück wird uminterpretiert, das lauter oder leiser Sprechen geübt. Wenn alles am richtigen Platz ist, sieht das Publikum traumwandlerische Sicherheit.

Buchweizenmehl ist ein bisschen herb, etwas nussig. Ich mag den Geschmack sehr. Die süßen und sinnlichen Feigen machen der asketischen Würde von Buchweizen allerdings ein Ende. Verführung pur bis der Vorhang fällt.

Tarteform-Butter
Tarte-ungebacken

ZUTATEN:

Für den Teig:

200 g Buchweizenmehl

120 g Butter

60 g brauner Zucker

1 Ei (Größe M)

1 Prise Salz

abgeriebene Schale einer halben Bio-Zitrone

etwas Buchweizenmehl zum Ausrollen

Für den Belag:

250 g getrocknete Feigen

150 ml Milch

100 g Ricotta

50 g brauner Zucker

4 Eiweiß

1 Prise Salz

Außerdem:

Tarteform (ersatzweise Springform)

Butter zum Einfetten der Tarteform

Wer es mag isst die Tarte mit Schlagsahne oder Eis.

ZUBEREITUNG:

Der Teig:

Das Buchweizenmehl mit der in Stückchen geschnittenen Butter, dem Ei, dem Zucker, der Zitronenschale und der Prise Salz rasch zu einem Teig verkneten. In Folie wickeln und 1 Stunde in den Kühlschrank legen.

Tarteform mit Butter einfetten.

Der Belag:

Die Feigen von den harten Stilen befreien und klein würfeln. Mit der Milch kurz aufkochen lassen und pürieren. Abkühlen lassen.

Den Ricotta und den Zucker untermischen.

Die 4 Eiweiß mit einer kleinen Prise Salz steif schlagen und portionsweise unter die Feigen-Ricotta-Masse heben.

 

Ofen auf 180°C vorheizen.

Buchweizenteig ausrollen, so dass er in die Tarteform passt und auch die Ränder bedeckt.

Belag einfüllen.

Tarte ca. 50 Minuten auf mittlerer Schiene backen. Mit einem Zahnstocher prüfen, ob der Belag durchgebacken ist. Es darf nichts hängenbleiben.

Die Tarte schmeckt auch warm wunderbar.

Buchweizen-Feigen-Tarte
der Geist mit Kuchen

Dies ist eine fruchtige Variante mit Blutorangen:

Einfach zwei Orangen mit einem Küchenmesser schälen, in Scheiben schneiden und die letzen 15 – 20 Minuten mit backen.

Wenn die Tarte dazu kurz aus dem Ofen gezogen wird, sollte alles recht schnell gehen, damit der Ofen nicht zu sehr abkühlt und die Feigenmasse nicht zusammenfällt.

Feigentarte Variante
Von |2020-02-03T12:47:18+01:00Freitag, Januar 6, 2017|Dessert, Eiweiß übrig, Süßes, Vegetarisch|0 Kommentare
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