Anfang September ist ein Teil der schönen alten Hecke abgebrannt. Als Ulrike und Joachim von der Polizei aus dem Schlaf geweckt wurden, brannte es schon lichterloh. Die Feuerwehr hatte gerade noch verhindern können, dass das Feuer auf das Gewächshaus neben der Hecke übergriff. Jetzt ragen die verkohlten Äste in den Himmel und sehen aus, als flehten sie um Erbarmen. Der mörderisch heiße Sommer, der Kampf gegen das Austrocknen der Felder und Pflanzen, jetzt die jammernde Hecke mit ihrer tiefen Wunde…das alles hat den Langs reichlich zugesetzt.
Das üppige grüne Wachstum in den Gewächshäuser neigt sich dem Ende zu. Doch das ist Teil des bekannten Zyklus‘.
Wer die ersten drei Berichte über die Gärtnerei Lang noch nicht kennt und die Hecke gesund und intakt sehen will, kann das hier nachholen:
Die Felder neben dem Brand haben es ganz gut überstanden. Der Grünkohl sieht zwei Wochen später propper und gesund aus. Übrigens: die überlieferte Gepflogenheit, Grünkohl erst nach dem ersten Frost zu ernten ist mittlerweile überholt. Ursprünglich sollte damit ein erhöhter Zuckeranteil im Kohl erreicht werden. Die Sorten sind aber inzwischen so gezüchtet, dass der Kohl auch schon vor dem Frost geerntet werden kann.
Anfang September ist es immer noch sehr heiß und die Pflanzen müssen ausdauernd bewässert werden. Die Felder sind voll mit Kohl, Salat und Freilandkräutern.
Ich wundere mich immer wieder darüber, wie schön Salat aussehen kann. Diese Pflanze hier nennt sich Zuckerhut und kann als Salat und als Gemüse verwendete werden. Die Bitterstoffe werden gemildert, indem er in lauwarmem Wasser gewaschen wird. Er ist winterhart und damit ab Oktober ein guter Ersatz für die Salat- und Gemüsesorten, die es dann nicht mehr schaffen. Die Pflänzchen auf den Fotos sind zu diesem Zeitpunkt noch nicht erntereif – aber bald.
Salbei
Bohnenkraut mit Biene
Kapuzinerkresse
Kurzer Besuch im Auberginenhaus…
… und weiter zu den geliebten Tomaten.
Ulrike erklärt mir, dass Rispen mit komplett roten Tomaten, die es überall zu kaufen gibt, eigentlich künstlich sind. Die Rispen werden abgeschnitten und die Tomaten reifen nach, so dass alle gleichmäßig rot sind. Normalerweise reift die Rispe Frucht für Frucht langsam durch.
Es riecht wunderbar nach Tomaten hier im Tomatenhaus. Der Geruch stammt aber gar nicht von den Tomatenfrüchten selbst, sondern von den grünen Pflanzenteilen, den Blättern und Stilen. Beim Ernten sind nach einiger Zeit die Hände voll mit den kleinen Häarchen, die auf den Pflanzen sind. Nicht nur grüner Daumen, sondern grüne Hände eben.
Doch nach all der Aufmerksamkeit für die prächtigen Tomaten tauchen hinter dunkelgrünen Blättern noch ganz andere Schönheiten auf. Diese leuchtenden orangen und roten Pepperonis sind die absoluten Stars. Wer sich über diesen Anblick nicht freuen kann, hat kein Herz.
Dieses sind Poblanos, dunkelgrüne, fast schwarze Chilis mit mittlerem Schärfegrad.
Die Felder hinter den Nebengewächshäusern ein paar Schritte vom Hauptgelände entfernt sind mit dichtem Grün bewachsen. Was mal als kleines, niedliches Süßkartoffelpflänzchen angefangen hat, mit großem Abstand zur Nachbarpflanze, ist jetzt ein dichter, wuchernder Teppich geworden. Ulrike und Joachim mühen sich ab, die reifen Süßkartoffeln aus dem trockenen Boden zu buddeln.
Weiter hinten brüten dicke Kürbisse unter großen schattenspendenden Blättern vor sich hin. Die Blätter sind zum Teil schon welk und die Pflanze hat ihre ganze Kraft in diese Riesenbabies gesteckt.
Große –
– und kleine Kürbisse
Mitte September bietet sich im Gurkenhaus ein Bild des Jammers. Alles ist verwelkt und abgestorben. Die Pflanzen sind aus dem Boden gezogen, weil sie sich dann leichter abräumen lassen, wenn sie nur noch so schlaff in den Seilen hängen. Vorbei die üppige Gurkenpracht.
Nebenan geht das Leben weiter. Im Kräuterhaus wird ständig geerntet und neu eingesät. Joachim schneidet Borretsch.
Auf den Feldern beginnen die Wintervorbereitungen. Die Pimpinelle ist gesetzt für das Frühjahr. Daneben wächst Spinat. Die Pflanzungen werden mit Brettern eingefasst, damit sie später abgedeckt werden können. Der Pimpinelle geht es draußen unter Glas besser als im Gewächshaus, wo sie zu weich wird. Pünklich zu Ostern wird sie auf dem Markt sein.
Junger Fenchel
Der riesige Komposterdhaufen im Hof duftet nach zukünftigem Wurzelfutter für die Pflanzen. Der Boden in den Gewächshäusern wird fit gemacht für die nächste Runde.
Ulrike zeigt mir ihren Fuhrpark von Sämaschinen, alle ohne Motor, weshalb mich der Begriff Maschine etwas irritiert. Bisher hatte ich nicht die leiseste Idee, wie die Pflänzchen so schön ordentlich in die Erde kommen und bin sehr fasziniert von den ausgeklügelten Systemen. Saatgröße, Reihenabstand, Saatabstand. War ja klar, dass die Samen nicht mehr einfach so auf den Acker gestreut werden.
Das ist die Kleinste von allen.
Und das die Größte. Die Zahnräder können gewechselt und damit Abstände eingestellt werden. Die Tabelle hilft.
Die Samen rutschen in dem Trichter in die kleinen Vertiefungen, immer einer pro Grübchen. Damit die stimmen, können auch die Rollen mit den Grübchen ausgetauscht werden
Für dieses Jahr wurde jetzt zum letzten mal eingesät.
Nebenan geht es weiter mit der Ernte der Stangenbohnen. Joachim erklärt, man müsse sich um die Pflanze drumherum wühlen. Es dauert lange, bis die Erntekiste voll wird. Der Bohnenanbau ist sehr anstrengend und die beiden überlegen sich, ob sie im nächsten Jahr darauf verzichten.
Stangenbohnen müssen mit beiden Händen geerntet werden, damit der Stilansatz an der Bohne bleibt und kleine, unreife Bohnen nicht mit abgerissen werden.
Die runde Sorte nennt Joachim Speckbohne.
Wenn schon große Kerne in der Schote sind, sind die Bohnen bereits zu reif und kommen weg. Es gibt viel Ausschuss, sagt Ulrike.
Bevor ich gehe, darf ich noch einen Blick in eine kleines Häuschen werfen und da starrt mich diese Maschine an. Und das ist jetzt wirklich eine Maschine! Was es mit dieser Madame auf sich hat, die da so selbstbewusst und breitbeinig steht, erfahrt ihr im nächsten Bericht.
Und hier gehts zum nächsten Bericht: Über das Kraut
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