Im Dschungel – in der Dürre
Im Dschungel….
und in der Dürre…
Es ist Ende Juni. Während Ulrike im Dschungel der Gewächshäuser zwischen Gurken, Tomaten und Paprika verschwindet, betrachtet Joachim das unter sengender Sonne liegende Erbsenfeld hinter den Stangenbohnen.
Wer die ersten beiden Berichte noch nicht gelesen hat, kann das hier tun:
Im Gurkenhaus herrscht hemmungsloses Wachstum. Um an die oberen Früchte zu kommen, haben sich die Langs irgendwann einen Pflückwagen gekauft. Vorher musste mühsam mit Leitern geerntet werden.
Wir lieben Erbsen. Seit meine Kinder wissen, wie sie frisch schmecken, wollen sie keine anderen mehr. Aber es war ein kurzes Vergnügen dieses Jahr. Die Hitzewelle hat die Erbsensaison auf zwei Wochen verkürzt und schon jetzt wird das Feld untergepflügt.
Neben dem verschwundenen Erbsenfeld wachsen gelbe und grüne Buschbohnen. Die Ernte ist in diesem wirren Durcheinanderwachsen zeitaufwendige Handarbeit.
Das Basilikum drückt sich an den Gewächshausscheiben die Blätter platt. Es ist Untermieter bei den Gurken.
Die Tomaten beginnen super-pünklich zu reifen Ende Juni. Ulrike sagt, das sei immer sehr genau.
Die Pflanzen fühlen sich trotz der Hitze wohl und wachsen üppig. Sie müssen immer noch ausgegeizt werden und das dauert schon mal drei Stunden.
Wenn die Tomatenpflanze zu groß wird, wird der oberste Trieb geköpft und die Kraft geht in die Früchte.
Auch bei den Paprikapflanzen wird hemmungslos Chlorophyll und Biomasse produziert. Die Früchte hängen prall und glänzend zwischen den Stauden. Sie sehen aus, als seien sie lackiert.
Pinoccio heißt diese wunderschöne Paprikasorte.
Wie Laternen leuchtet das Orange zwischen den großen Blättern durch.
Jumbopaprika
Die Langs sind bekannt für ihre Chilisorten. Beim Stichwort Schärfe weiten sich bei vielen die Augen und manche behaupten, es könne ihnen nicht scharf genug sein und sie tun gerne alles mit einer wegwischenden Handbewegung als harmlos ab. Ich empfehle in so einem Fall das Chilipulver der getrockneten Lang-Chilis. Dann ist erstmal Ruhe.
Die Maispflanzen kämpfen ums Überleben in der Hitze. Dieser Sommer fordert alle Kräfte. Wochenlang fällt kein Regen, die Temperaturen sind mörderisch im Feld und jeden Tag muss gesprengt werden. Das ist zusätzliche Arbeit. Ulrike sagt, die Hitzewelle lässt sich in ihrer kleinen Gärtnerei besser abfangen als in großen Betrieben, die riesige Flächen bewirtschaften. Bis zum Horizont reichen dort die vertrockneten Maisfelder. Die Langs können auf kleinen Flächen neue Sorten ausprobiert oder die Süßkartoffel, die warme Nächte braucht, etablieren. Auf jeden Fall gibt es eine Veränderung im Klima, sagt Ulrike, und eine Anpassung sei unbedingt notwendig.
Immerhin fährt Joachim einen Ferrari…
Bohnenkraut…
…und Zwiebelchaos.
Trotz Arbeit von früh bis Sonnenuntergang findet Ulrike noch Zeit für „Hobbies“….
das Gärtnern nämlich.
Dieser Schützling hier ist eine exotische Auberginenpflanze mit besonders eindrucksvollen Stacheln.
Das Auberginenhaus aber ist von den verschiedenen Sorten bevölkert, die wir vom Markt kennen.
Welche Frucht fühlt sich so schön an wie eine reife Aubergine?
Nebenan sind inzwischen die Zucchini und Pattissonkürbisse zu eindrucksvollen Stauden herangewachsen. Die Sonne brennt gnadenlos auf die trockene und aufgerissene Erde. Überall liegen Schläuche zwischen den Pflanzen.
Zucchinipflanzen mit leuchtend gelben Blüten.
Kürbisunderground
Meine Kamera kocht in der Hitze und mein Kopf mittlerweile auch. Hier jeden Tag im Feld zu stehen ist Knochenarbeit.
Zweimal in der Woche sind die Langs mit einem Stand auf dem Offenbacher Wochenmarkt. Das letzte mal habe ich in der Gärtnerei morgens um vier das Gurkenernten fotografiert. Diesmal bin ich um viertel vor fünf auf dem Markt. Es ist Mitte Juli und auf dem Marktplatz huschen die Marktleute schweigend mit riesigen Schirmen und Kisten durcheinander. Ganz zart beginnt am Himmel die erste Dämmerung.
Auch die Pilze vom Offenbacher Pilzezüchter Mathias Kroll haben die Langs im Verkauf. Aber die Pilze sind eine andere Geschichte…
Die ersten Kunden kommen schon sehr früh – Stammkunden, die schon erwartet werden und für die manchmal etwas bereit liegt.
Wie lässt sich der Geschmack beschreiben von diesen süß-säuerlichen kleinen Tomaten, die so viele Aromastoffe in einer Frucht haben, als wären sie ein Konzentrat? Tomatenball in den Mund, gut zumachen und explodieren lassen, – glücklich danach.
Ulrike strahlt mich an und sagt:“Wir haben gerade eine Tomatenschwemme.“
Zucchiniblüten
Manche Gemüse werden dazu gekauft, damit das Sortiment komplett ist, wie diese Karotten zum Beispiel. Auch Radieschen haben keine Saison mehr in den Gewächshäusern in Bürgel.
Es ist jetzt halb sieben und endlich ist alles fertig aufgebaut. Zeit für einen Kaffee.
Auf dem Markt herrscht lebendiges Treiben und die Kunden stehen bereits am Stand.