Ghee?

Ghee (sprich: Gie) ist von Eiweiß, Milchzucker und Wasser gereinigte Butter, die in der indisch/ayurvedischen Küche eine zentrale Rolle spielt. Es wird zum Anbraten, Backen und Verfeinern verwendetet und gilt als entgiftend, entzündungshemmend und cholesterinsenkend. Im Ayurveda wird Ghee äußerlich und innerlich angewendet. Es gibt zum Beispiel die Panchakarma-Kur, in der drei Tage lang erwärmtes Ghee getrunken wird, welches vorher 100 Stunden gekocht wurde.

Da der Rauchpunkt von Ghee bei über 190 °C liegt, kann man es beim Kochen stark erhitzen, ohne das sich schädliche Substanzen bilden. Das was bei normaler Butter schnell verbrennt und qualmt, ist aus Ghee bereits entfernt worden. Aus diesem Grund ist es auch laktosefrei. Selbst gemachtes Ghee hat ein nussig-karamelliges Aroma, was den Speisen einen wunderbaren Geschmack verleiht. Wenn es für Kuchen anstelle von Butter verwendet wird, kann die Menge um ca. 15 – 20% verringert werden.

Ghee in Pfanne mit Kochlöffel

Es gibt verschiedene Herstellungsmethoden von Ghee, – von der direkten Bereitung aus Milch ohne Umweg über die Butter, dem langsamen Ausschmelzen von Butter oder dem im Haushalt gebräuchlichen Aussieden. Beim Erhitzen der Butter trennen sich die Bestandteile auf. Das Milcheiweiß und der Milchzucker bilden auf der Oberfläche einen Schaum und sinken zum Teil auf den Topfboden, das Wasser verdampft. Es gibt unterschiedliche Meinungen, ob man den Schaum immer wieder abschöpfen soll oder nicht. Ich bevorzuge es, die Butter in Ruhe zu lassen, denn der Prozess geschieht ganz von selbst. Der Schaum verändert sich im Laufe der 30 Minuten, die das Ganze etwa dauert. Erst ist er sehr dicht und fluffig, dann kriselt er immer mehr zusammen. Wenn man ihn vorsichtig zur Seite schiebt, ist darunter bereits das goldgelbe Ghee zu sehen. Am Topfboden verkrusten sich festere Bestandteile, die nun auf keinen Fall verbrennen dürfen. Ein leichtes Bräunen ist genug. Das Ghee ist fertig, wenn alles Wasser verdampft ist, was man damit prüfen kann, indem man einen Wassertropfen drüber spritzt. Das Wasser sollte sofort zischend verdampfen.

Ghee gelingt am besten, wenn die Butter sehr behutsam und geduldig erhitzt wird. Bei mir ist so manches Butterstück im Mülleimer gelandet. Wenn das Ghee aber gelingt, ist es das köstlichste Küchenfett überhaupt.

Ghee

Ghee

250 g Butter ergibt ca. 180 g Ghee

ZUTATEN:

ungesalzene Butter

(ob Süßrahm- oder Sauerrahmbutter spielt keine Rolle)

ZUBEREITUNG:

Die Butter in einen Topf mit dickem Boden legen. Bei mittlerer Hitze zum Blubbern bringen und dann auf sehr niedrige Temperatur zurück schalten. Nicht umrühren.

Es bildet sich jetzt Schaum auf der Butter. Bei einem Butterstück von 250 g etwa eine halbe Stunde simmern lassen. Der Schaum auf der Butter wird zunehmend körniger. Das ist der Prozess, wo sich das Milcheiweiß von der Butter trennt. Außerdem wird das in der Butter enthaltene Wasser verdampft. Es ist wirklich wichtig, die Temperatur niedrig zu halten, damit die festen Bestandteile, die sich nun auch langsam am Topfboden absetzen, nicht verbrennen.

Der Prozess ist abgeschlossen, wenn kein Wasser in der Butter mehr enthalten ist. Zum Test kann man ein paar Tropfen Wasser in die Butter spritzen, das in wenigen Sekunden zischend verdampfen sollte.

Ein hitzebeständiges Glas mit heißem Wasser sterilisieren und gut abtrocknen. Die flüssige Butter durch ein Metallsieb mit Mulleinlage (ersatzweise Küchenkrepp) dort hinein filtern.

Es ist goldgelbes klares Ghee entstanden mit einem zarten nussigen Butteraroma. Es eignet sich neben all den anderen Einsatzmöglichkeiten, in denen Fett gefragt ist, sehr gut zum Anbraten. Der Rauchpunkt liegt nun sehr hoch, – d.h. es hält hohe Temperaturen aus ohne zu rauchen.

Ghee muss nicht in den Kühlschrank, aber es sollte einen kühlen und dunklen Aufbewahrungsort haben. Es ist 10 Monate ungekühlt haltbar. Damit sich kein Schimmel bildet, sollte man es nur mit einem sauberen und trockenen Löffel entnehmen.

Im Sommer ist das Ghee flüssig. Bei kühleren Temperaturen wird es fest, bleibt aber immer cremig.

Butter schmilzt
Butter blubbert
Butter filtern
Rückstände von Ghee
Von |2020-02-03T14:31:16+01:00Freitag, Februar 24, 2017|Grundrezepte, Schlauer Kram|0 Kommentare

Apfelkuchen

Rührteig ist das Einfachste von der Welt. Wenn man einmal weiß, wie es geht, braucht man nie wieder ein Rezept dafür.

Er heißt auch Eischwer-Teig, weil das Gewicht der Zutaten sich nach dem Gewicht der Eier richtet. Die Zutaten werden dann in der Reihenfolge Eier + Zucker + Butter + Mehl miteinander verrührt. Am Anfang wird noch fleißig schaumig geschlagen, aber das Mehl am Ende wird nur noch schlampig untergerührt.

Mit dieser Grundlage eröffnen sich unendlich viele Möglichkeiten von Variationen. Ersetze Mehl durch Speisestärke und der Kuchen wird fein und schmelzend, der berühmte Sandkuchen. Nimm einen Teil des Teiges ab und rühre Kakao unter. Mit einer Gabel und Spiralbewegungen wird zusammen mit dem hellen Teig der klassischen Marmorkuchen daraus.

In diesem Rezept spielen Äpfel mit, aber es können auch Birnen, Kirschen, Nüsse, Mohn oder all die anderen schönen Zutaten sein, die so im Kopf oder in der Küche herumspuken. Ich habe für den Marmorkuchen im Laufe der Zeit immer mehr Kakao genommen, bis der dunkle Teil fast schwarz war. Rührteig ist wie ein guter Freund, der einem nichts wirklich übel nimmt. Und wenn er doch mal ein bisschen sitzen bleibt und klitschig wird gibt es zumindest in meiner Familie immer jemanden, der gerade deswegen alles stehen und liegen lässt.

Apfelkuchen

Apfelkuchenstuecke-mit-Tortenheber

ZUTATEN RÜHRTEIG:

Eier, Anzahl abhängig von der Größe des Kuchens

Zucker, Butter, Mehl jeweils so viel Gramm, wie die Eier wiegen

1-2 TL Backpulver

1 – 2 TL Vanillezucker

1 Prise Salz

etwas Butter und Mehl für die Form

ZUTATEN FÜR DEN APFELBELAG:

1 – 2 kg Äpfel

etwas Zitronensaft

etwas Butter für die Butterflöckchen

2 – 4 EL Zucker

1 EL Zimt

ZUBEREITUNG:

Äpfel schälen, vierteln, das Gehäuse entfernen und in Scheiben schneiden Mit Zitronensaft beträufeln, damit sie nicht braun werden.

Backofen auf 180° C vorheizen.

Backform mit Butter einstreichen und mit Mehl bestäuben.

Je nachdem, wie groß der Kuchen werden soll, eine bestimmte Menge Eier abwiegen. Für diesen Apfelkuchen habe ich drei Eier genommen in Größe M. Die hatten zusammen mit Schale ein Gewicht von 193 g.

Dasselbe Gewicht an Zucker, Butter und Mehl abwiegen. Das Backpulver unter das Mehl mischen.

Die Butter bei kleiner Hitze schmelzen.

Eier, Zucker und Vanillezucker schaumig schlagen. Das sollte sogfältig und ausdauernd geschehen. Die Prise Salz dazutun.

Geschmolzene und abgekühlte Butter hinzufügen und kurz weiter schlagen.

Das mit dem Backpulver vermischte Mehl zur Eier-Zuckermasse geben und sehr kurz bei niedrigster Stufe einrühren. Es macht nichts, wenn noch kleine Mehlnester da sind. Hauptsache, der Teig wird jetzt nicht mehr lange geschlagen.

In die vorbereitete Form füllen.

Die Apfelscheibchen auf dem Teig verteilen. Ich habe so viel wie möglich in den Teig gesteckt, damit es schön üppig wird.

Mit Zimt und Zucker bestreuen und Butterflöckchen darauf verteilen.

In die mittlere Schiene schieben und ca. 60 Minuten backen. Stäbchenprobe machen, denn die Backzeit hängt von der Größe des Kuchens ab und in diesem Fall auch von der Saftigkeit der Äpfel.

Der Kuchen schmeckt auch warm sehr gut.

Eier-auf-Waage
Zucker-auf-Waage
Butter-auf-Waage
Mehl-auf-Waage
Apfelkuche-ungebacken
Apfelkuchen-gebacken
Von |2020-02-03T12:50:36+01:00Dienstag, Februar 14, 2017|Süßes, Vegetarisch|0 Kommentare

Gemüsebrühe

Der Sud, der heiße Aufguss, die Essenz, – das alles lebt in den Genen einer Gemüsebrühe. Sie ist die Grundlage für seelentröstende Suppen und feine Soßen. Aber für mich ist sie auch eine Art Sinnbild für das Kochen überhaupt und das Bemühen, Aromen einzufangen, um eine Basis zu schaffen für andere Zutaten.

Am Anfang war die Gemüsebrühe.

Dann kam der Brühwürfel.

Und heute sind viele Leute in echter Verlegenheit, wenn sie ohne Hilfsmittel eine Brühe kochen sollen. Aber das ist so einfach wie Tee kochen. Obwohl auch da ...

Gemüsebrühe

Gemüse in die Brühe

ZUTATEN:

ergibt ca. 1 l Brühe

1/4 Sellerieknolle

etwas Grün von der Sellerieknolle

1 Karotte

1 Stange Lauch

1 Zwiebel

4 Körner Piment

7 Körner schwarzer Pfeffer

2 Lorbeerblätter

1-2 TL Salz

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ZUBEREITUNG:

Sellerieknolle, Karotte und Lauch waschen und grob zerkleinern. Die Zwiebel mit Schale vierteln. Zusammen mit den Gewürzen in 1 1/2 l Wasser aufsetzen und zum Kochen bringen. Wenn das Gemüse am Anfang kurz in Öl angebraten wird, entstehen Röstaromen und es kommt Fett in die Brühe. Sie schmeckt dann kräftiger, aber auch, wie ich finde, nicht so nuanciert.

Die Hitze etwas zurück nehmen und nach etwa 90 Minuten den Topf vom Herd nehmen. Eine viertel Stunde stehen lassen und den Gemüsesud durch ein Sieb gießen. Das ausgekochte Gemüse hat seinen Geschmack an das Wasser abgegeben und wird weggeworfen. Das tut ein bisschen weh, ich weiß. In einer Flasche im Kühlschrank aufbewahrt hält sich die Brühe ein paar Tage. Portionsweise eingefroren kann man sich einen Vorrat herstellen für Tage, an denen wenig Zeit zum Kochen ist.

Dieses einfache Rezept lässt sich beliebig erweitern mit anderen Gemüse- und Gewürzsorten. Wie wär’s zum Beispiel mit etwas Ingwer in der Brühe, oder Chili, oder Thymian, oder Parmesanrinde, oder Weißkohl, Blumenkohl, Pastinaken……eine Tomate macht die Brühe dunkel und aromatisch.

Brühwürfel adé…yeah

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Gemüsebrühe in der Flasche

In den beiden alten Kochbüchern aus dem vorletzten Jahrhundert, die noch von meiner Urgroßmutter sind, ist die Herstellung von Gemüsebrühe noch nicht einmal genau beschrieben, so selbstverständlich war das Wissen darum wohl. Aber die Anfänge der Fertigwürze sind dort auch markiert.

Augusta Kochbuch oder gründliche Anweisung, einfache und feine Speisen zuzubereiten, unter besonderer Berücksichtigung der Fortschritte, die in der Chemie gemacht worden sind.

In diesem Kochbuch von ca. 1890 von Frau Dorothea Hohenstein findet bereits Liebigs Fleischextrakt Verwendung, das Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelt wurde. In den Rezepten für die Suppen werden andererseits aber auch Kochmethoden deutlich, die sich bis heute erheblich gewandelt haben. Es wurde viel Brot mit Brühe übergossen, mit Mehl eingedickt und mit Unmengen von Eiern hantiert.

Frau Kübler in Das Hauswesen schreibt über die Suppe:

Je nach ihrer Beschaffenheit und der Sorgfalt, mit der sie bereitet wird, läßt sich meistens auf den Charackter der Küche schließen, und daher erweckt sie bei Gästen leicht ein günstiges oder ungünstiges Vorurteil gegen die zu erwartene Mahlzeit…

Eierstichsuppe

nach Frau Kübler aus „Das Hauswesen“

Altes Kochbuch mit Eierschalen
Eierstich

ZUTATEN:

für 1 l Brühe,

zeitaufwendig

1 ganzes Ei

5 Eigelb

3 EL süße Sahne

3 EL kalte Brühe

Salz

Muskatnuss

1 Prise Zucker

1 l Gemüse- oder Fleischbrühe

ZUBEREITUNG:

Alle Zutaten miteinander verschlagen, durch ein Sieb passieren und in eine mit Butter ausgepinselte Form geben. Die Masse soll den Boden 1 – 2 cm hoch bedecken. Die Form in heißes Wasser stellen und zugedeckt im Wasserbad bei schwacher Hitze durchziehen lassen bis alles gestockt ist. Abkühlen lassen und stürzen. In Würfel schneiden oder mit Ausstechern ausstechen. In die Teller geben und mit heißer Brühe aufgießen.

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Eierstichsuppe

Gemüse und Kräuter spielen in beiden Büchern ein sehr bescheidene Rolle. Die „säuerliche Petersilie“ sollte sparsam verwendet werden. Eigentlich geht es um die tägliche Rindfleischration. Beide Bücher haben „Küchenzettel“ für jeden Tag des Jahres, bei Augusta sogar für die feine Küche und den Bürgertisch. Kleine Kostprobe:

Augusta, Küchenzettel für den 1. November:

Feine Leute essen: Braune Fleischsuppe mit verlorenen Eiern. Fisch-Kroquetten mit Sauce Tartar. Fünf-Minutenfleisch. Grünkohl, geröstete Kartoffeln, Hamburger Rauchfleisch. Gänsebraten, Maronen, Äpfelkompott. Gefüllte Tuten

Die Bürger begnügen sich mit Graupensuppe mit Gänseklein. Hammel-Kotelettes mit Farce, Weißkraut, Kartoffeln.

Frau Kübler empfielt:

Eingelaufene Suppe. Ochsenfleisch mit Selleriesalat. Winterkohl mit geräucherter warmer Ochsenzunge und ooooch, – keinen Nachtisch

Also gut, satt wird man da wohl schon.

Nockensuppe

nach Frau Kübler aus „Das Hauswesen“

Nockenteig
Nockensuppe

ZUTATEN:

ergibt Nocken für 1 l Brühe

zeitaufwendig

1/4 l Milch

30 g Butter

Salz

Muskatnuss

feines Mehl

2 ganze Eier

1 Eigelb

geriebener Parmesankäse

1 l Gemüse- oder Fleischbrühe

ZUBEREITUNG:

Die Milch mit der Butter, Salz und geriebener Muskatnuss aufkochen. Das gesiebte Mehl mit dem Schneebessen in die Milch  rühren bis sich ein weicher Teig ergibt. Unter Rühren bei geringer Hitze noch einige Minuten weiter kochen. Der Teig soll sich als Klumpen vom Topfboden lösen. Falls sich Knollen ergeben haben, muss alles durch ein Sieb gestrichen werden. Etwas abkühlen lassen und nach und nach die Eier und das Eigelb in den Teig arbeiten. Parmesan unterrühren. Mit zwei Teelöffeln einen länglichen kleinen Kloß abstechen und als Probe in kochendes Wasser geben. Falls die Masse zu fest ist, den Teig mit etwas süßer Sahne geschmeidig machen. Dann Nocken stechen und in siedendem Wasser kochen. Wenn sie an die Oberfläche steigen mit dem Schaumlöffel abschöpfen. In die heiße Brühe geben.

Augusta-Kochbuch
Lerchen

Ich erinnere mich an die Küche meiner Mutter, die zwar so kocht, dass es wirklich sehr gut schmeckt, aber die Küchengeister ihrer Mutter und Großmutter leben hier noch. Ein Festessen ohne Fleisch ist undenkbar.  Aber sie gehört auch zu der Generation, die leider von der Päckchen-, Tüten- und Dosenindustrie systematisch vom selber kochen zurückgedrängt wurde.

Die Zeitgeschichte fällt mir aus den alten Kochbüchern selbst in die Hände. Da ist noch eine handschriftliche Rezeptnotiz in Sytterlin über das Einlegen von Zuckergurken. Auf einer anderen Seite liegt ein Flugblatt vom Ende des zweiten Weltkriegs mit dem Aufruf zur Kapitulation. Ich frage mich, ob es einfach im Alltag als Lesezeichen benutzt wurde, oder ob es ein Bewusstsein dafür gab, dieses Flugblatt als Zeitdokument aufzuheben. Diese beiden Zettel ziehen mich tief zwischen die vergilbten Seiten. Kochen und das Durchbringen der Familie in schwierigen Zeiten fühlt sich anders an als unser Lifestyle-Kochen. Die üppigen Küchenzettel vom Augusta-Kochbuch und Frau Kübler dürften nach den zwei Weltkriegen etwas von Märchenerzählung gehabt haben. Im Augusta-Kochbuch sind viele Rezepte der jüdischen Küche beschrieben.

Es geht als nicht nur um Gemüsebrühe. Mit jedem Topf der auf dem Herd brodelt kocht auch Zeitgeschichte mit, private und kollektive. Auf jedem gefüllten Teller finde ich Erinnerungen und vermisse Vergessenes.

Von |2020-02-03T15:15:11+01:00Freitag, Oktober 21, 2016|Grundrezepte, Suppen|0 Kommentare
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