Manche Bücher drücke ich gleich ans Herz, – dieses hier zum Beispiel

1, 5 kg Kräuterblütenrezepte

Ohne Bücher geht bei mir nicht viel. Von Arno Schmidt bis Jamie Oliver, oder von Kant über das Aroma-Kochbuch von Vierich/Vilgis und der mediterranen Küche Sarah Wieners zum geliebten Kafka, das ist hier alles friedlich vereint. Bücher waren für mich immer schon Quelle von Wissen und Auseinandersetzung. Gute Kochbücher sind massives Wissen über unsere Nahrungsschätze, deren Zubereitung und ihren Ursprung. Bereits als Kind fand ich Rezepte ungeheuer geheimnisvoll. Sie schienen mir der Schlüssel zu erstaunlichen Dingen zu sein, ist doch ein Rezept das in Worte gegossene Wissen über eine spezielle Zubereitung die wenig später leibhaftig vor mir steht, – manchmal anders, als ich es erwartet hatte. Da ist plötzlich Geschmack und Textur wo vorher nur Worte waren. Ich empfinde das immer wieder als Wunder.

Aber Rezepte verleiten auch dazu, faul zu werden, sich komplett auf eine Anleitung zu verlassen, die natürlichen und variierenden Eigenschaften der Zutaten zu missachten und bei ausbleibendem Erfolg dem Rezept dafür die Schuld zu geben. Bei mir führte diese Erfahrung mittlerweile dazu, mal die Kochbücher, – denen ich viel Wissen und Fertigkeit verdanke, etwas in den Hintergrund zu schieben, damit ich mich besser auf mein eigenes Gefühl zu verlassen lerne. Es kommt also nicht mehr jedes Kochbuch in die „Hall of Fame“ auf meinem Regal.

Als ich dieses Kochbuch über Kräuterblüten in die Hände bekam, war allerdings doch schnell klar, dass ich es nicht mehr hergebe. Essbare Blüten sind sowieso gerade Thema bei mir und diese 95 Rezepte haben mir schlicht den Atem verschlagen. Couscous mit Ysop-Blüten, Seeteufel mit Estragonblüten, Kapuzinerkresseblüten-Eis, Radieschenschaumsuppe mit Petersilienblüten – was soll man dazu noch sagen? Welche Pracht steckt schon allein in diesen Worten? Und wenn ein Kochbuch bei mir dann schließlich voller Zettel ist, hat es irgendetwas richtig gemacht.

Die Rezepte sind außerordentlich erfinderisch, ungewöhnlich und spannend. Gabriele Halper, Köchin, Foodstylistin und Rezeptautorin, schafft es, mich mit ihrer Leidenschaft und Kreativität mitzureißen, zunächst in die Vorstellungswelt, wie das eben bei Wörtern so ist. Oder sind es die detailreichen, üppigen und verspielten Fotos von Luzia Ellert? Gewagtes Styling ist das – bunte Blüten auf bestickten Decken und Geschirr mit eigenem Blütendekor. Doch die Fotos sind atmosphärisch dicht, verspielt und chaotisch schön. Die Dritte im Kräuterbündchen ist Eveline Bach, die als Gärtnerin die lebendige Schönheit der Blüten und Kräuter überhaupt erst möglich macht. Das Buch gibt einen kleinen Jahreszeiteneinblick in ihre Gärtnerei. Ich spüre in den Fotos die Arbeit und die Mühe, aber auch die Liebe zu den Pflanzen.

26 Kräuterpflanzen und ihre Blüten von Anis-Ysop bis Zitronenmelisse werden in jeweils mehreren, vielfältigen Rezepten sorgfältig bedacht, eigebettet in ein pastellenes Layout mit für meinen Geschmack etwas zu verschnörkelter Schrift. Das birgt leider die Gefahr, dass das Buch zu schnell in die Hausmütterchenecke geschoben wird, was es sicher nicht verdient hat. Ich finde es toll, dass sich mittlerweile so viele sehr unterschiedliche Menschen für das Kochen begeistern, alt und jung, Frau und Mann, Chaot und Perfektionist. OK, – wer greift zu einem Kochbuch auf dessen Cover ein tätowierter Jungkoch neben einem Grill steht? Wer will das Buch mit Schnörkelschrift, pastellfabenem Layout und lila Rücken? Also: An alle tätowierten kochambitionierten jungen Männer: Dieses Buch ist auch für euch bestimmt spannend. Festzustellen bleibt, dass es ein neutrales Layout nicht gibt und bevor ich mich in dieser Marginalie festbeiße sollte klar sein: Ich gebe dieses Buch nicht mehr her.

„ Kostbare Kräuterblüten“, Eveline Bach, Gabriele Halper, Fotos: Luzia Ellert

Löwenzahn im Studienverlag Ges.m.b.H., Innsbruck, 2017

ISBN 978-3-7066-2590-6

Kirschchutney mit Thymianblüten

aus

KOSTBARE KRÄUTERBLÜTEN

Eveline Bach, Gabriele Halper und Luzia Ellert

Kirschen mit Zucker

Dies ist eines der Rezepte aus dem Buch „Kostbare Kräuterblüten“. Ich habe dafür meinen Thymian geplündert und mir erlaubt, das Rezept ganz leicht abzuwandeln. Anstelle von Gelierzucker habe ich braunen Zucker und Stärke verwendet. So bleibt das Rezept frei von tierischen Produkten. Ich bin zwar kein Veganer, aber ich habe trotzdem ein merkwürdiges Gefühl bei Gelatine und versuche sie zu vermeiden.

Zuckerkirschen und Buch
Kirschchutney im Topf

ZUTATEN:

500 g Kirschen, entsteint

100g brauner Zucker

1/2 TL Stärke (abhängig von der Menge des gebildeten Saftes)

(im Originalrezept 100g Gelierzucker 1:1)

100g Schalotten

2 EL Sonnenblumenöl

1 kleine Chilischote, fein geschnitten

1/8 l Rotwein

4 EL Thymianblüten

ZUBEREITUNG:

Braunen Zucker mit den Kirschen vermengen und eine halbe Stunde ziehen lassen, bis sich Saft gebildet hat.

Die Schalotten klein würfeln und mit dem Öl in einem Topf anschwitzen. Kirsch-Zucker-Saft-Mischung dazu geben und bei mittlerer Hitze etwa 10 Minuten köcheln. Chili und Rotwein dazu geben und weitere 10 Minuten kochen. Die Stärke mit sehr wenig kaltem Wasser anrühren und schnell in das Chutney mischen. Noch einmal unter Rühren kurz aufkochen.

Den Topf vom Herd nehmen und die Thymianblüten untermengen.

Das Chutney in heiß ausgespülte Gläser füllen, gut verschließen und ausgekühlt in den Kühlschrank stellen. 1- 2 Wochen durchziehen lassen – wenn man denn so lange warten kann.

Passt zu Wild, kaltem Fleisch oder Gegrilltem.

Für meinem Geschmack kann man auch gerne ein-zwei Zweiglein Thymiankraut mit kochen.

Thymianchutney

Von |2020-02-03T15:12:22+01:00Dienstag, Juni 20, 2017|Bücher|0 Kommentare

Grillzeit ist Chutneyzeit

Chutney ist eine wunderbare Erfindung der indischen Küche. Es vereint süß, sauer und scharf miteinander, kombiniert Früchte mit Gemüse und Gewürzen. Das macht es zu einem Objekt hemmungsloser Experimentierfreude. Zu einer marmeladenähnlichen Beschaffenheit eingekocht hält es sich in Gläsern einige Wochen. Chutney gibt sowohl Gemüse- als auch Fleischgerichten als großer Klacks am Rand das gewisse Etwas und ich finde, wenn jetzt der Grill ausgepackt wird, ist es sowieso unverzichtbar. Der saure Rhabarber eignet sich super für ein Chutney und dieses Rezept soll einfach mal ein Vorschlag sein. Statt Apfel Birne, statt Rosmarin Thymian, warum nicht angebratene Zwiebeln dazu und Zimt…..und…und…und

Rhabarberchutney

mit Apfel und Rosmarin

Rhabarberchutney

ZUTATEN:

ergibt etwa 500 ml Chutney

350 g Rhabarber

1 mürber Apfel

1 getrocknete kleine Chilischote

2 Nelken

ein Klacks Butter oder Ghee

1 Zweig Rosmarin

75 – 90 ml Rotwein

60 – 80 g brauner Zucker

1 Prise Salz

Chili-Pulver nach Geschmack

 

ZUBEREITUNG:

Die Rhabarberstangen waschen, Strünke und Blattansätze abschneiden und in 2-3 cm große Stücke teilen.

Den Apfel schälen, Kerngehäuse entfernen und klein schneiden.

Rhabarber mit Butter/Ghee in einem Topf anschmoren, Apfelstücke dazu geben und bei kleiner Hitze kochen, bis es etwas Wasser zieht.

Mit Rotwein ablöschen. Nelken, Rosmarin und Chili dazu tun. Das Chutney kochen bis eine marmeladenartige Masse entstanden ist, aber noch Rhabarberstücke erkennbar sind.

Den Zucker hinzu fügen und noch ein paar Minuten weiterkochen. Mit Salz und Chili-Pulver abschmecken.

Abkühlen lassen und eventuell erneut abschmecken.

Gläser mit heißem Wasser sterilisieren und das Chutney einfüllen.

Die Mengenangaben können variieren je nachdem, wie sauer der Rhabarber ist. Auch ein Apfel ist nie gleich. Deshalb fühlt euch frei, auszuprobieren und auch die Schärfe nach eurem eigenen Geschmack anzupassen.

Im Kühlschrank aufbewahren.

*mehr zu Rhabarber*

Rhabarberchutney
Von |2020-02-03T11:53:34+01:00Sonntag, Mai 21, 2017|Dips, Frühling, Vegetarisch|0 Kommentare
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